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Der Bernhardiner von München
Wir kennen das Szenario aus Horrorfilmen - es ist dunkel, gespenstisch ruhig, ein einzelner Lichtstrahl fällt auf die Hauptdarstellerin und nervenzermürbende Kontrabasstöne weisen selbst den unbedarftesten Zuschauer auf die Anwesenheit des Psychopathen hin. Ahnt die Darstellerin, in welcher Gefahr sie schwebt? Weiss sie um den Killer der, ganz in schwarz gekleidet mit Lederhandschuhen und Schalldämpfer hinterm Duschvorhang auf sie wartet?

So ähnlich war es gestern. Nur ohne die Musik. Ohne Dunkehleit und ohne Schalldämpfer. Dafür an der Bushaltestelle nachmittags nach Feierabend umgeben von einigen nichtsahnenden Menschen. Frauchen entdeckt aus den Augenwinkeln das Herannahen ihrer Nemesis, jene nähert sich auf leisen Mephisto-Wanderschuh-Sohlen.
Frauchens Sinne sind in Alarmbereitschaft versetzt, aber um eine Massenpanik zu verhindern, versucht sie betont lässig, einige Schritte weiter in Richtung "anderes Ende der Bushaltestelle" zu gehen, den Rücken der Nemesis zugewandt und hoffnungsschwanger, jene könne doch unter den anderen Wartenden ein geeignetes Opfer finden.
Fehlanzeige!
Noch mit dem Reissverschluss der lilafarbenen Microfaserjacke kämpfend, kommt das Unheil sicheren Schrittes hinterher, für jeden laut hörbar verlauten lassend: "JJoooo meiiiii, deeer friert aber - ja habens denn gar keinen Mantel für des arme Tier, gell, da schaugn's amoi wie der zittert" (Ich erlaube mir den Luxus, bei Sonne und Schnee und vier Minuten Wartezeit an der Bushaltestelle, dem Hund keinen Mantel überzuziehen.) "'s nächste Mal zieagn's em aber fei scho an Mantel an, gell? Joo, du bist so ein guater, der Hund is ja immer treuer als wia der Mensch...." (Endlosschleife an, die Umstehenden lächeln milde bis mitleidig und des Hundes Beinchen schlottern im Takt mit Frauchens Puls).

Dann plötzlich eine neue, bisher gänzlich unbekannte Masche - ein hinterrückser Angriff mit aller Fachkompetenz, die die Nemesis aufbringen kann. Nun den säuselnden Ton gegen Sachlichkeit austauschend, werden die Arme vor der Brust verkreuzt, die Stirn in Falten gelegt und der Blick gleitet fachmännisch über den Hund. Dann, nach zermürbenden Sekundenbruchteilen der Aufregung, man stelle sich einen Tusch und ein Geigenorchester vor, endlich die weltbewegenden Worte, eine Feststellung, die morgen schon die Titelseite aller Wissenschaftsmagazine schmücken könnten:
"Also, der ist weiss und braun und schwarz ..."
Der Welt stockt der Atem und noch bevor man überhaupt antworten kann (es bedarf einiger Überlegung, was man hierzu erwidern könnte), wird das Thema schließlich auf eine weitere, höhere Ebene der kynologischen Skala gehoben:
"Des is a Bernhardiner, gell?"

Mit einem lauten Knall schlägt die Kinnlade auf dem Brustbein auf. Autsch. Wäre dort das typische Rumfässchen gewesen, hätte es nicht ganz so weh getan.

(( Zur Erklärung der Situation bzw. der Person: Man "kennt" sich - entfernte Nachbarschaft und jeder in der Umgebung versucht der Dame aus dem Weg zu gehen. Nein, sie ist keine Psychopathin und auch nicht irre - nur wahnsinnig nervtötend. Man kommt nicht an ihr vorbei, ohne dass sie mindestens 25 Fragen stellt oder einem von ihrem Leben erzählt - je wildfremder man ist, desto besser.))

Nunja, lasst uns die Gläser heben und gemeinsam auf meinen Lawinenhund anstoßen. Passend zum Thema habe ich gestern am See wieder Schneefotos gemacht - sie sind in der Galerie unter "15 Wochen"

19/9/2013 01:58:47 am

Nanu, was soll man dazu sagen? Bernardiner oder Whippet, wichtig sind die Farben, nicht wahr? Herrlich!
Ich schaue dann später vom laptop und versuche Dein Leser zu werden!
Liebe Grüße
Dein Arno (ein Mops....)

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