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Jeder halbwegs normale Mensch verfolgt Ziele im Leben. Dabei gibt es, ähnlich der Maslowschen Bedürfnispyramide, Abstufungen vom „Wunschtraum“-Level über „das Ideal“ oder „machbar“ bis „mindestens nötig“.
Ich bin da keine Ausnahme, am liebsten wäre ich Prinzessin geworden. Die Tour haben mir aber meine Eltern und der akute Mangel an verfügbaren Prinzen gehörig versaut.
Aber ich will ja nicht gierig sein, arbeiten wir mit dem, was wir haben: einem Hund. In meiner Phantasie also schwebt der Hund elfengleich neben mir, komme was da wolle. Andere Hunde, Straßenverkehr, Menschen, Katzen, Futterablenkung – all das ist ihm, dem Traumhund, egal. Er hat nur Augen für mich und liest mir jeden Wunsch von den Augen ab.
Soviel zum Ziel – der Ist-Zustand ist „geringfügig“ anders. Ich empfehle jedem, der mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurück geholt werden will/muss, einen Besuch im „Unterordnungs-Kurs“ – mit einem Junghund. Eine sehr    erdende Erfahrung, bei der man Bescheidenheit und Frustrationstoleranz lernt.

Der Junghund (meiner zumindest) stellt sich die womöglich berechtigte Frage, warum um alles in der Welt er jetzt auf höhe meines Knies klebend mit mir im Kreis gehen soll, wenn überall um ihn herum die Versuchungen nach ihm greifen wie einst Erlkönigs Töchter nach des Vaters Kind.

Und so schraube ich also meine Ansprüche tiefer und tiefer und setze mir neue, erreichbare Ziele.

5 Minuten im Kurs: Ich kann nicht von ihm verlangen, permanent Blickkontakt zu mir zu halten.

10 Minuten im Kurs: Ich darf nicht voraussetzen, dass er sich sofort absetzt.

15 Minuten im Kurs:  Ich kann nicht erwarten, dass er perfekt Fuß geht.

Meine bescheidene Zielsetzung für die nächsten Jahre: „Ich muss interessanter werden als Hasenküttel“ – das ist doch echt prima fürs Selbstwertgefühl.


 
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Mein Rezept für einen gelungenen Tag:
Feiertag + Sonne + Kamera + Weasley.
Ich kann ja gar nicht glauben, was für ein liebes hörendes Tierchen ich da mit mir mitführe. Aber der Reihe nach...
Zunächst haben die Zweibeiner sich am Seehaus in den Biergarten gesetzt und was gegessen. Ja, man hätte auch einen Platz "mitten drin" nehmen können, aber wir wollten gleich am Wasser sitzen. Gute Idee? Blöde Idee? Wie man's nimmt - da im See haufenweise Enten und andere Wasservögel sind, hatte der Weasley zumindest ganz schön was zu gucken. Er ist nicht in den See gesprungen, das werte ich also als einen Punkt für uns.

Danach weiter in Richtung Wiesen - abgeleint, Frisbee rausgeholt und geworfen. Der Hund hüpft wie eine Laborkreuzung aus Känguruh und Karnickel über die Wiese, holt die Frisbee, rennt wie der geölte Blitz hin und her und im Kreis und auf die einzige Gruppe Leute, die es sich auf Decken gemütlich gemacht hatten, zu. Ein lautes "Weasley, NEIN! Hierhin!" und - er dreht ab und kommt zu mir. WOW!

 
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Man nehme einen Hund, eine Ausstellungsleine und das Kommando "steh" - kann doch nciht so schwierig sein, oder?
Oh doch, mitunter schon. Das Foto links zeigt unseren allerersten Versuch, den Weasley für die Ausstellung "aufzustellen".

Die Vorderbeine stehen zu sehr nach vorne (Schaukelpferd) und nicht unterm Körper, der Rücken ist aufgezogen und er stemmt sich gegen die Showleine. Da müssen wir noch üben üben üben!

 
Da sag nochmal einer, Menschen wären dumm und man könne ihnen nur schwer etwas beibringen.
Vielleicht habe ich mit "La Domestique" auch einfach nur großes Glück gehabt und ein besonders cleveres Exemplar bekommen. Schließlich bin ich ein Sonntagskind.
Also ich berichte euch jetzt mal, wie ich es schaffe, mir zuverlässig Käsehäppchen zu erschleichen.

War totaaaal einfach - ich hab mich einfach hingesetzt und süß geguckt. Da hat die Menschenfrau ganz verzückt gequietscht und mir ein Stück Gouda zugesteckt.
Sicherheitshalber habe ich das noch ein Paar Mal probiert - hat jedes Mal geklappt. Irre, oder? Sie zeigt immer mit dem Finger in die Höh oder sagt "Sit" - vielleicht braucht sie das, um sich daran zu erinnern, mir das Leckerli zuzustecken (vielleicht ist sie doch nicht so clever, wie ich dachte?).
Also, von mir aus kann sie gerne weiter Selbstgespräche führen, solange ich meine Leckerlis bekomme.

verschmitzte Grüße
euer Mister Cheeseley